Vorschau


Alles begann in Eden. Es ist die Zeit der dritten Sonnenwende nach der großen Engelsrebellion unter der Führung des Satans.

Gott erschuf Adam als ersten Menschen. Dieser wächst im Palast unter der Obhut der Engel zu einem stattlichen, jungen Mann heran und führt dabei ein glückliches und unbeschwertes Leben auf Eden.

Doch der friedliche Schein trügt! Schon bald wird er gezwungen, sich mit der Realität auseinander zu setzen:

Denn der Schatten eines längst vergangenen Krieges zwischen Gott, der den freien Willen repräsentiert und seinen Dienern, gefährdet das friedliche Zusammenleben!

 

 

Dieses Buch ist der Beginn einer fantasievollen und rein fiktiven Geschichte über Gott und die Menschen, über Engel und den Beginn der Religionen.

Leseproben


Teil 1

Prolog

 

Der Gefallene

 

Irgendwo an einem dunklen Ort, tief unter der Erde sitzt eine vom Kampf zerschmetterte Kreatur am Ufer des Sees aus Feuer. An ihrem Rücken ist der Ansatz von zwei Flügelpaaren zu erkennen, deren Federn von Ruß geschwärzt sind. Die Spitzen glimmen noch. Der Blick der Kreatur ist nach unten auf ein geschlossenes Buch gerichtet. Nicht einmal einen Meter entfernt brodelt und zischt ein gewaltiger Ozean aus glühender Lava. Spitze Felsen hängen von der Decke.

Die Kreatur schlägt die erste Seite des Buches auf. Sie ist leer. Es ist eine Art Tagebuch. Sie bricht ihr Schweigen:

 

„Ihr fragt euch, wer wir sind? Im Laufe der Zeit gab man uns viele Namen: Engel, Dämonen, Söhne Gottes … Manche von uns wurden sogar als Götter verehrt.“ 

 

Eine Fontäne aus Feuer unterbricht den Engel. Der Boden bebt. Einer der Felsen fällt von der Decke herab, hinein in die glühende Lava.

 

„Dabei sind wir doch in Wirklichkeit nur eines: Diener!“

 

Der Engel richtet den Blick prüfend nach oben und holt aus seiner rechten Tasche ein rot glühendes Stück Metall heraus. Mit diesem beginnt er in sein Tagebuch zu schreiben. Seine Finger zittern vor Schmerzen – oder vor Angst?

 

 

„Dies wird meine letzte Tat sein! Ich werde euch erzählen, was wirklich passiert ist. Wie alles begann …“


Teil 2

Eden

Alles begann in Eden zur Zeit der dritten Sonnenwende, nach dem Ende des großen Engelsaufstandes unter der Führung des Satans. 

 

Es war noch dunkel, doch die ersten tiefroten Sonnenstrahlen lugten schon zwischen den gewaltigen Felsen des Gebirges von Buron Gor hervor. Die Sommertage hier im Herzen von Eden waren lang und warm. Im Gegensatz zum Rest der Welt dauerte es hier nur wenige Minuten, bis die Sonne das Gebirge überwand und den Schatten der Nacht verdrängte. Ebenso schnell verabschiedete sie sich am Ende eines Tages hinter der Ebene von Igri – einer Ebene, die sich über den Horizont hinaus erstreckte, bis in den Westen des Landes. Zwischen Ebene und Gebirge lag ein riesiger Palast, der Herrschaftssitz Gottes.

 

Am Fuße der Sonnenterrasse des Palastes, der auch Glaspalast genannt wurde, sammelten sich Heerscharen von Engeln. Eine seltsame Spannung lag in der Luft, denn obwohl dies ein Tag wie jeder andere zu sein schien, hatte Gott nach all seinen Dienern schicken lassen, um eine ganz besondere Ankündigung zu machen.

 

Niemand wusste, worum es ging, doch musste es sich um etwas Gewaltiges handeln, da es eine solche Versammlung in der Geschichte von Eden noch nie gegeben hatte.Die Sonnenstrahlen hatten den schwarz-weiß karierten Marmorboden des Thronsaales noch nicht berührt.

Das einzige wenige Licht ging von den Engeln aus, die zwischen den goldenen, mit Türkis verzierten Säulen standen. Die Decke bestand über die komplette Breite und zwei Drittel seiner Länge ganz aus Glas. In weniger als einer Minute würde dieser Raum bis etwa zwei Meter vor dem Thron mit Licht durchflutet werden. Die Doppeltür zum Thronsaal wurde von zwei Engeln geöffnet und drei Engel betraten den Raum.

 

Lucifer, Erzengel und Hüter von Recht und Wahrheit, ging voran. Er hatte den Kopf eines Stieres, mit zwei nach vorne gebogenen Hörnern. Sein Umhang aus Seide war voll von Diamanten, Rubinen, Smaragden und Saphiren und vielen anderen der kostbarsten Edelsteine in verschiedenen Farben. Seine Brust war muskulös, matt und grau. Der restliche Körper war mit einem dunklen, schwarzen Fell überzogen, das silbern glänzte, wenn Licht es traf. An seinem Rücken befanden sich zwei gewaltige Flügelpaare, die aber im Moment wie Federfächer zusammengefaltet unter seinem Umhang verborgen waren. Sein Aussehen unterschied sich sehr von dem der anderen beiden Engel.

 

Direkt hinter ihm, zu seiner Rechten, folgte Erzengel Michael, Lucifers Bruder und ebenfalls Hüter von Recht und Wahrheit. Beide waren im See des Feuers geschaffen worden und obwohl sie so unterschiedlich aussahen, ging ein schwaches, dunkelrotes, feuriges Licht von ihnen aus.

 

Links hinter Lucifer lief Erzengel Gabriel, Bote und Verkünder des Wortes Gottes.

Während Lucifer hocherhobenen Hauptes an den Engeln zwischen den Säulen vorbeischritt, grüßten diese ihn: „Morgenstern!“

Danach nahmen sie eine demütige Haltung ein – auf dem rechten Bein kniend, das linke gebeugt, die Hände daraufgelegt, den Blick auf den Boden gerichtet. Der Morgenstern aber würdigte sie keines Blickes.

 

Mit ernstem Gesicht, die Augen fest auf den Thron gerichtet, lief er in gleichmäßigem Tempo den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne voraus. Das Einzige, was man hören konnte, war der Klang seiner Hufe auf dem Marmorboden.

Vor dem Thron angekommen, zog Lucifer ein prächtiges Schwert aus der Scheide, die an seinem mit Gold verzierten Gürtel befestigt war. Er stellte es vor sich auf den Boden und nahm nun ebenfalls eine demütige Haltung ein – beide Hände den Knauf fest umschließend, die Stirn leicht darauf gestützt, ein Bein kniend das andere gebeugt.

 

„Vater. Wie kann ich euch dienen?“, fragte er, die Augen nach unten gerichtet.

Gott erhob sich von seinem Thron und ging ein paar Schritte auf ihn zu. In seinen verschränkten Armen trug er etwas, das in ein Leinentuch gewickelt war.

„Lucifer. Steh auf und komm. Ich möchte dir etwas zeigen“, sagte er.

 

Sie gingen gemeinsam ein paar Schritte bis zu der Tür, die zur Sonnenterrasse hinausführte. Dort, vor der Tür, stand ein kleiner Tisch aus Glas, auf dem er das Bündel niederlegte.

„Siehe! Meine neueste Kreation. Ich habe sie selbst aus Lehm geformt und Igri hat ihm heute Nacht das Leben eingehaucht!“

Lucifer schob mit einem Finger das Leinen ein Stück beiseite, um zu sehen, was sich darunter befand. Es war ein kleines Baby, der erste Mensch.

„Ich nenne ihn Adam“, fuhr der Herr fort, doch Lucifer stand unbeweglich da. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Es fiel ihm schwer, seine Enttäuschung zu verbergen. Still dachte er bei sich:

Wegen so etwas hast du alle Engel zu so früher Stunde antreten lassen? Da hast du doch schon weitaus prächtigere Wesen erschaffen.

„Wirklich sehr gut gemacht, Vater!“ sagte er, doch in seiner Stimme lag keine Begeisterung.

 

Mit dem Zeigefinger schob er das Tuch weiter bis zum Bauchnabel hinab. Wie bei einer Katze fuhr aus seinem Finger eine messerscharfe Kralle heraus. Er setzte zum Schwung an. Doch der Vater packte seinen Arm. „Nicht!“

 

Die Kralle verschwand wieder. Überrascht wandte Lucifer sich dem Herrn zu. „Aber alle Geschöpfe tragen das Zeichen des Dieners!“

„Dieses hier nicht! Dieser ist nach meinem Ebenbild geschaffen worden. Wir sind gleich darin, selber Entscheidungen zu treffen und …“

Doch die erklärenden Worte des Herrn stießen auf taube Ohren. Lucifer konnte die Worte zwar hören, aber er verstand keines davon – als wären sie in einer anderen Sprache gesprochen.

 

„Warum?“, unterbrach er den Herrn plötzlich. In seiner Stimme war eine Spur von Zorn zu hören. Einer der Engel an den Säulen wagte es, von seiner demütigen Haltung abzuweichen. Er hob den Blick und sah Michael, der noch immer mit der Sonne im Rücken am Fuße des Throns stand, mit schockierter Miene an. Dieser spürte den Blick, schüttelte den Kopf und gab dem Engel mit der Hand ein Zeichen, die Demutshaltung korrekt einzunehmen. Der Engel gehorchte.

Lucifer hatte von all dem nichts mitbekommen. Der Vater nahm das Kind wieder in seinen Arm und öffnete die Tür zur Sonnenterrasse.

Von Lucifer, Michael und Gabriel gefolgt trat er hinaus.

 

„Ich habe so viel erschaffen und doch habe ich immer das Gefühl, dass noch etwas fehlt. Und wenn ich von einem mehr als genug habe, dann sind es Diener.“

Während er diese Worte sprach, wickelte er das Baby aus und hielt es mit ausgestreckten Armen nach oben, über den Rand der Terrasse hinweg, sodass alle Engel, die sich unten versammelt hatten, es sehen konnten. Es waren wirklich Millionen von ihnen, vom Fuße des Palastes, so weit das Auge reichte, über die Ebenen von Igri und darüber hinaus. Alle klatschten und jubelten. Sie verbeugten und streckten sich nacheinander, als hätten sie es eingeübt. Von oben sah es aus wie gewaltige Wogen von Wellen, die aus der Ferne gegen die Mauern des Palastes brandeten.

 

 

Auch Gabriel und Michael klatschten. Nur Lucifer stand fassungslos da!


Teil 3

Igri

„Ich möchte, dass du Adam den Garten zeigst. Er hat lange genug nur das Innere des Palastes gesehen.“

„Wie ihr wünscht, Herr“, antwortete Igri dem Herrn. Er erhob sich und schritt langsam aus dem Thronsaal hinaus, wo Adam schon voller Vorfreude auf ihn wartete. Er war in den letzten 5 Jahren zu einem kleinen Jungen herangewachsen, doch hatte er das Tageslicht noch nie auf seiner Haut spüren können. Die Tage verbrachte er lachend und mit Engeln spielend auf seinem Zimmer im Palast. Am liebsten aber stand er am Fenster, schaute hinaus und fantasierte von Abenteuern, die da draußen auf ihn warteten. Sobald er das Sprechen gelernt hatte, lag er seinem Vater Tag für Tag bettelnd in den Ohren. Heute war sein Tag, der Tag, an dem sein großes Abenteuer in der Welt beginnen sollte.

„Komm!“, lächelte Igri und reichte dem Jungen die rechte Hand. In seiner linken hielt er einen elfenbeinfarbenen Gehstock, der wie der Knochen eines gewaltigen Tieres aussah.

 

Igri war einer der ältesten Diener Gottes. Er glich einem alten Mann von 80 Jahren. Sein Körper war leicht gebeugt, sodass er sich auf den Gehstock stützen musste, um nicht zu fallen. Seine Toga aus Samt war so weiß wie die Blüten eines Kirschbaumes. Das Gesicht, das durch hohes Alter von Falten und Narben gezeichnet war, wurde von schulterlangem, weißem Haar und einem langen Vollbart, der ihm bis zur Brust hinunter reichte, etwas verdeckt. Auffällig waren seine dunkelbraunen Augen, denn sie hatten immer noch einen besonderen Glanz und strahlten Wärme und Vertrauen aus.

 

Adam ergriff Igris Hand und zog wie ein Hund an der Leine, während er im schnellen Gehschritt vorauseilte. Bisher war er noch nie richtig herumgerannt. Im Palast hatte ihn noch nichts dazu motivieren können.

Als die beiden endlich nach draußen gelangten, ließ der Junge die Hand des alten Mannes los.

„Oooaaahh!“ rief er erstaunt, als er sich umsah, um den riesigen Palast zu bestaunen. Die Wände reflektierten das Sonnenlicht, sodass Adam blinzelte.

„Sieh nicht direkt ins Licht!“, rief Igri ihm zu. „Deine Augen müssen sich erst an die neuen Farben gewöhnen.“

Der Junge lief zu ihm zurück und fragte: „Bist du auch ein Mensch?“

„Nein. Ich bin nur ein bescheidener Diener.“

„Bist du ein Engel? Wo sind deine Flügel?“

Der alte Mann beugte sich zu ihm herab und hinter seinem Bart war ein leichtes Lächeln zu erkennen.

„Nicht nur die Engel dienen dem Herrn. Alles, was du hier siehst, ob mit oder ohne Flügel – die Berge, die Bäume, der Wind – alles erfüllt irgendeine Aufgabe!“

„Was ist deine Aufgabe?“

„Einst habe ich einen Großteil der Schöpfung mitgestaltet. Der Herr kam zu mir, erklärte mir seine Ideen und ich malte den ersten Entwurf. Wenn es ihm gefiel, durfte ich es mit den Farben des Lebens zeichnen und ihm den Lebenshauch geben.“

Adam verstand nicht einmal die Hälfte. Dennoch wurde er nicht müde immer weiter zu fragen. Währenddessen verließen sie den Pfad der Ebene und gingen nordwärts in einen Wald von Fichten hinein. Hier war es dunkler und die Sonne brannte nicht mehr so auf der Haut. Doch einzelne Sonnenstrahlen schienen zwischen den Bäumen hindurch. Es war wunderschön.

 

Plötzlich blieb Adam stehen. Für einen kurzen Moment wirkte er etwas nachdenklich.

„Was ist meine Aufgabe?“, wollte er wissen und sah den alten Mann voller Erwartung an.

Dieser blieb stehen, wandte sich Adam zu, doch ihm fehlten für einen kurzen Augenblick die Worte, waren doch Adams Möglichkeiten nahezu unerschöpflich!

„Möchtest du denn eine Aufgabe?“

Adam nickte.

 

„Nun, du kannst mir helfen, die Tiere füttern. Komm! Es ist nicht mehr weit“, lächelte er und streckte dem Jungen wieder die Hand entgegen.

Sie gingen noch ein gutes Stückchen tiefer in den Wald hinein, bis sie zu einem gläsernen Gebäude kamen, das an den Hängen des östlichen Gebirges erbaut worden war. Der Boden bestand aus hellem Holz, das dem Raum trotz des Lichtmangels eine gewisse Wärme verlieh.

Auf dem Boden standen viele schmale, weiße, sehr fein verzierte Sockel. Auf diesen befanden sich Glasvitrinen mit schlafenden Babytieren. Die Vitrinen standen so dicht nebeneinander, dass sich nur schmale Gänge zwischen ihnen befanden, durch die immer nur einer hindurchgehen konnte – ein Irrgarten aus Glas! An den Wänden des Raumes stützten weiße, mit Gold verzierte Säulen die Decke. Zwischen diesen Säulen standen jeweils ein bis zwei Engel mit Tierkörpern, die dem Raum mit einem schwachen Engelsschein noch zusätzlich etwas Licht spendeten. Adam war sprachlos. Mit großer Verwunderung lief er durch die Gänge zwischen den Vitrinen und schaute sich die Tiere an.

 

„Komm zu mir! Hier bei mir ist das Futter.“

Igri winkte Adam heran und deutete auf eine kleine Box mit erbsengroßen Körnern zu seinen Füßen, die nahe am Eingang stand.

„Eine Handvoll Körner für je ein Gefäß. Und nicht rennen, der Boden ist glatter als der in deinem Zimmer.“

Adam nahm eine Handvoll Körner und tat, wie ihm gesagt. Fünfmal lief er zwischen der Futterbox und den Vitrinen hin und her. Beim sechsten Mal nahm er die Futterbox hoch, um sie mit zu den Vitrinen zu nehmen. Sie war schwer. Er blies die Backen dick auf und verzog sein Gesicht vor Anstrengung. Igri und die Engel fingen an zu lachen und zu klatschen. Adam schaute etwas unsicher und erschrocken in die Runde. Doch gleich darauf strahlte sein verdutztes Gesicht wieder vor Freude.

Die Tierbabys wurden durch das Lachen und Klatschen aufgeweckt und so war der ganze Raum auf einmal erfüllt von Tierlauten.

Adam stellte die Kiste wieder ab und ging zu ihnen hin. Ganz besonders gefiel ihm ein kleines schwarzes Kätzchen. Es schmiegte seinen Kopf zärtlich in seine Hand und begann ruhig zu schnurren.

 

„Darf ich es rausnehmen?“  

Igri holte das kleine Kätzchen aus der Vitrine und legte es in Adams Arme.

„Pass auf, dass sie nicht in den Wald läuft. Sie findet sonst nicht mehr zurück!“

Adam kraulte das Kätzchen am Nacken, während es seinen Handrücken ableckte. Es gab noch viele andere Tiere, doch für Adam war die Fütterung beendet.

„Ich nenne sie Sola“, strahlte er.

 

Igri band ein kleines Stück Holz aus dem Wald an eine Schnur und reichte sie ihm.

„Hier hast du ein Spielzeug für deine neue Freundin.“

Adam nahm das Holzstück und sah zu, wie Sola nach der Schnur schnappte. Schon kurz darauf sah man ihn zum ersten Mal lachend umherrennen – immer um die Vitrinen herum. Das Kätzchen immer der Schnur hinterher jagend.

„Renn nicht so schnell, bitte! Der Boden ist glatt!“

Doch Adam ignorierte die Warnungen komplett. Es machte ihm einfach viel zu viel Spaß zuzusehen, wie das Kätzchen in die Kurven rutschte. Und auch seine Kurven wurden immer gewagter.

 

Da passierte es: Adam rutschte in einer scharfen Rechtskurve aus, verlor den Halt und versuchte sich an einem sehr schmalen Sockel, auf dem eine große Vitrine mit Insekten stand, festzuhalten. Dieser kippte um und die Vitrine zerbrach auf dem harten Holzboden.

Käfer, Gewürm und Spinnen krabbelten inmitten der Scherben umher, zwischen denen Adam saß und weinte. Er war unverletzt, doch er hatte einen riesigen Schreck bekommen. Und damit war er nicht der Einzige. Alle Tiere brüllten, schrien und fauchten in ihren Vitrinen vor Panik.

„Bist du verletzt? Geht es dir gut?“ Igri hastete zu ihm. Adam nickte und sah ihn mit seinen rotverweinten Augen an.

„Wir müssen es dem Vater sagen!“

 

„Nein. Komm, hilf mir, die Tiere wieder einzusammeln. Da hinten ist noch ein leeres Gefäß. Ganz ruhig. Es ist nichts passiert. Ich kümmere mich später um die Glasscherben“, beruhigte der Alte ihn und wischte mit einem kleinen Tuch die Tränen von Adams Augen. Sie sammelten die Insekten, die über den Boden krochen, mit den Fingern ein und setzten sie in die leere Vitrine auf der anderen Seite des Raumes. Anschließend kehrten sie still zum Palast zurück.